Zum Hauptinhalt springen

"7.000 Eichen – Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung" lautet der Titel eines Landschaftskunstwerks, das Joseph Beuys 1982 anlässlich der documenta in Kassel schuf. Die NHW ist stolz darauf, dass mehr als 200 Bäume dieses einzigartigen Kulturdenkmals auf Grundstücken der Wohnstadt stehen.

Rund 40 Jahre nach der aufsehenerregenden Kunstaktion sind die Beuys-Eichen nicht mehr wegzudenken aus dem Kasseler Stadtbild. Zu stattlichen Bäumen herangewachsen, leisten sie einen wertvollen Beitrag zum innerstädtischen Klima und spenden Grünanlagen, Plätzen und Straßenzügen den in heißen Sommern so dringend benötigten Schatten. Eine jedem Baum zur Seite gestellte Basaltstele weist diesen als Teil des Kunstwerks aus, das Joseph Beuys anlässlich der documenta 7 schuf. Der Künstler selbst pflanzte 1982 die erste Eiche vor dem Kasseler Fridericianum, einem der zentralen Schauplätze der alle fünf Jahre stattfindenden Ausstellung für zeitgenössische Kunst. Ein weiterer Pflanzort der ersten Stunde ist der Innenhof Pferdemarkt 6 des Wohnquartiers, wo die Wohnstadt Gebäude samt der zugehörigen Freiflächen besitzt.

"Zwei von insgesamt sieben der im Innenhof gepflanzten Beuys-Eichen sind Teil unseres Baumbestands und werden von uns gepflegt", bestätigt NHW-Baumkontrolleur Christian Pieper. "Ihr Erhalt als lebendiges Kulturdenkmal ist selbstverständlich auch dann gesichert, wenn wir 2023 mit der energetischen Modernisierung unseres Wohnungsbestands im Quartier Pferdemarkt beginnen und dieses insgesamt aufwerten", versichert Regionalcenterleiter Jürgen Bluhm. Eine umfassende Neugestaltung des Hofes wird im Auftrag der Stadt Kassel in Abstimmung mit den Eigentümern zur Zeit entwickelt.

7.000 Bäume und Basaltstelen

Es ist ein Kunstwerk der Superlative, das Joseph Beuys 1982 unter dem Titel "7.000 Eichen – Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung" anlässlich der documenta 7 in und für Kassel schuf. Die Idee: Verteilt über die ganze Stadt sollten 7.000 Bäume als künstlerische und ökologische Intervention auf öffentlichen und privaten Grundstücken gepflanzt werden. Die Kennzeichnung als Teil der "sozialen Plastik" erfolgte über das begleitende Aufstellen einer Basaltstele neben jedem Baum. Der maximale Aufmerksamkeit und kontroverse Debatten auslösende Clou bestand darin, dass Beuys die dafür notwendigen 7.000 Basaltsteine zentral und für jeden sichtbar auf dem Kasseler Friedrichsplatz aufhäufen ließ. Es sollte fünf Jahre dauern bis alle Bäume gepflanzt waren und sämtliche Basaltstelen einen Platz gefunden hatten. Heute säumen die knapp 40-jährigen Eichen sowie 40 weitere Baumarten zahlreiche Straßen und Plätze der Stadt. Sie sind nicht nur Ausdruck der visionären Kraft der Kunst, sondern leisten auch einen für alle Bürgerinnen und Bürger unmittelbar spürbaren Beitrag zur Verbesserung des innerstädtischen Mikroklimas. Mehr zum Thema auf der Website der Stiftung 7000 Eichen

Ein Kunstwerk im Wandel, die Botschaft aktueller denn je

Für die Wohnstadt sollte es nicht bei den beiden Eichen am Pferdemarkt bleiben. "Insgesamt haben wir auf unseren Freiflächen in Kassel und Umgebung circa 8.400 Bäume stehen, davon wurden rund 230 im Zuge des von Beuys initiierten Kunstprojekts gepflanzt", berichtet Michael Mayer-Marczona, Leiter des Fachbereichs Freiflächenmanagement der NHW. Auch wenn der Name des Kunstprojekts anderes nahelegt, es sind nicht nur Eichen, die Beuys und die Stadt Kassel pflanzen ließen. 41 Baumarten sind Teil dieses Raum und Zeit überspannenden Werks, darunter Ahorn, Apfeldorn, Esche, Gingko, Hainbuche, Kastanie, Linde, Platane, Walnuss und andere. Wie von Beuys intendiert, befindet sich seine soziale Plastik auch vierzig Jahre nach ihrer Entstehung in stetigem Wandel und fordert die Aufmerksamkeit derer ein, die sich um ihren Erhalt kümmern – kein Selbstläufer in Zeiten des Klimawandels. "Den Beuys-Bäumen auf unseren Freiflächen geht es überwiegend gut", kann Mayer-Marczona Entwarnung geben. "Je nach Standortbedingungen und Baumart leiden sie mehr oder weniger stark unter den Auswirkungen zunehmender Trockenheitsperioden." Dann sind er und sein Team im Einsatz, um den Baum zu erhalten oder in Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde und dem Umwelt- und Gartenamt der Stadt Kassel durch eine Neupflanzung zu ersetzen. Die Beuys-Eichen sind erwachsen geworden, ihre ökologische und kulturelle Botschaft ist so aktuell wie vor vierzig Jahren.