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Stadtteilfernsehen in Wiesbaden-Klarenthal

Ein Fernsehsender für Mieterinnen und Mieter

K4 – unter diesem Namen starteten Volksbildungswerk Klarenthal e. V. und die NHW 2006 das erste Mieterfernsehen in Wiesbaden. Rund 70 Beiträge wurden in den neun Jahren seines Bestehens gedreht. Sie sind einmalige Dokumente eines lebendigen Stadtteils.

Mit seinen mehr als 10.000 Einwohnern präsentiert sich Klarenthal heute als vielfältiges und buntes Wohnquartier. Doch für viele, die nicht dort leben, ist der Stadtteil am Rande von Wiesbaden nur eine Satellitenstadt mit den typischen Problemen einer Hochhaussiedlung. Dass dem nicht so ist, konnte das erste Wiesbadener Stadtteilfernsehen eindrucksvoll belegen. Das Kürzel K4 steht für Klarenthal und den vierten Kanal im Fernsehkabelnetz. Ob das Sommerfest der Klarenthaler Vereine, ein Grundschuljubiläum mit Kindern aus 25 Nationen oder die Neugestaltung eines Spielplatzes – an Themen und Ereignissen, über die sich berichten ließ, mangelte es jedenfalls nicht. "Uns ging es vor allem darum, den Mieterinnen und Mietern die Teilhabe am Leben im Stadtteil zu ermöglichen und dafür nicht nur Flugblätter und Broschüren in die Briefkästen zu werfen, sondern auch bewegte Bilder zu nutzen", sagt Stefan Knab, Geschäftsführer des Volksbildungswerks, von dem die Idee zum Stadtteilfernsehen kam. Ergänzt wurden die Filme durch wiederkehrende Infotafeln zu Dienstleistungen, Anlaufstellen und Veranstaltungen im Quartier.

Der Trailer des ehemaligen Mieterfernsehens K4:

Jeden Tag auf Sendung

Sechsmal am Tag jeweils zur vollen Stunde sendete K4 sein Programm. Zwei Filmteams waren regelmäßig in Klarenthal unterwegs, um neue Beiträge für das Stadtteilfernsehen zu drehen. Anfangs konnten rund 1.000 Haushalte den neuen Fernsehsender empfangen, am Ende seines Bestehens waren es etwa 2.500 Wohnungen. Die Sendekosten von rund 30.000 Euro pro Jahr wurden für die technische Grundausstattung und für die redaktionelle Betreuung benötigt. Das Geld kam von der NHW, die auch bei anderen Projekten bis heute eng mit dem Volksbildungswerk zusammenarbeitet. "Mit dem Engagement machten wir damals deutlich, dass uns die soziale Situation unserer Mieterinnen und Mieter nicht gleichgültig ist", sagt Ulrich Albersmeyer, Leiter des NHW-Regionalcenters Wiesbaden. Zunächst erschienen die Kurzfilme im Kabelnetz der NHW, später waren sie auch auf Youtube und der Homepage des Volksbildungswerks zu sehen. "Damit haben wir auf den Wunsch der Klarenthaler reagiert, die nicht in den Häusern der Nassauischen Heimstätte wohnen", sagt Knab. "Es sprach sich nämlich schnell herum, dass im Stadtteil kleine Filme gedreht wurden."

Dem Nachbarn in den Kochtopf sehen

Erfolgsgarant von K4 war das bunte Programm, welches das vielfältige Leben in dem grünen Wiesbadener Stadtteil widerspiegelte. Dazu gehörten Sendungen wie "Der Mensch von nebenan" und eine Koch-Show, in der man dem Nachbarn in den Kochtopf gucken konnte. Beliebt waren auch Beiträge, die zeigten, was aktuell in Klarenthal los war. Ein Beispiel ist Klarenthal grüßt Fatih, bei dem es um Neuerungen an der ansässigen Geschwister-Scholl-Schule ging und eine Grußbotschaft der Schülerinnen und Schülern an die Menschen von Istanbul-Fatih, dem Partnerstadtteil von Klarenthal. "Eine schöne Veranstaltung war auch der Hochhaustag, bei dem Freiwillige zusammen mit dem Volksbildungswerk und zahlreichen Ehrenamtlichen aus Klarenthal ein Stadtteilfest organisierten", informiert Knab weiter. "Letztere wurden auch eingebunden, um ihre Angebote, Ideen und Wünsche über das Stadtteilfernsehen zu verbreiten."

2016 lösten die sozialen Medien das auf die Mietwohnungen der NHW begrenzte Angebot ab. "Der Kanal war ein Baustein der erfolgreichen Zusammenarbeit mit dem Volksbildungswerk", betont Albersmeyer. "Zu den weiteren Angeboten, die wir bis heute im Stadtteil unterstützen, gehört unter anderem die Finanzierung des Stadtteilcafés in der Graf-von-Galen-Straße und ein Concierge-Dienst in der Hermann-Brill-Straße."