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Preise für Architekturstudenten

Für sozialen Wohnungsbau sensibilisieren

In Zusammenarbeit mit Universitäten und Hochschulen stiftet die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte | Wohnstadt (NHW) Preise für Architekturstudenten. Erklärtes Ziel dieses Engagements: Die fachliche und politische Auseinandersetzung mit neuen architektonischen und städtebaulichen Aufgabenstellungen zu fördern.

Diese Namen verpflichten: Ernst May, der legendäre Stadtplaner des Neuen Frankfurt, Paul Bode, der vorausblickende Kasseler Architekt, und Günter Bock, der langjährige Leiter der Architekturklasse der Städelschule, sind die Namensgeber von drei Architekturpreisen, die turnusmäßig von der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte | Wohnstadt (NHW) ausgeschrieben werden.

Die Förderung junger Menschen während ihrer Ausbildung hat bei uns eine lange Tradition. Für uns ist dies eine der Säulen unseres gesellschaftlichen Engagements.

Monika Fontaine-Kretschmer, Geschäftsführerin der NHW

Monika Fontaine-Kretschmer, Geschäftsführerin der größten hessischen Wohnungsgesellschaft, erläutert die Intention dieser Wettbewerbe: „Die Förderung junger Menschen während ihrer Ausbildung hat bei uns eine lange Tradition. Für uns ist dies eine der Säulen unseres gesellschaftlichen Engagements. Die Wohnungsbranche muss auf aktuelle Anforderungen und Veränderungen reagieren, die anhaltender Wohnraummangel und zunehmende Digitalisierung mit sich bringen. Dafür benötigen wir neben der Erfahrung und Kompetenz, die wir uns über Jahrzehnte angeeignet haben, auch frischen Wind und neue, kreative Ideen. Hier liefern uns die studentischen Arbeiten immer wieder wichtige Impulse.“

Wissenschaft trifft Praxis

Dieser Intention entsprechend betreffen die Themen der Wettbewerbe meist aktuelle Planungen oder Projekte der NHW. Beim 2020 erstmals ausgeschriebenen, mit 10.000 Euro dotierten Paul-Bode-Preis etwa ging es um die energetische und soziale Quartiersentwicklung in der Kasseler Innenstadt. Die Teilnehmer:innen mussten in ihren Entwürfen wahlweise städtebauliche, freiraumplanerische, infrastrukturelle oder bauliche Vorschläge entwickeln, die "den heutigen und zukünftigen Bedürfnissen der Bewohner gerecht" werden.

Dekan Prof. Dr. Uwe Altrock war erfreut über das Niveau seiner Schützlinge: "Es war sehr schwer, unter den eingereichten Arbeiten die guten von den sehr guten zu trennen. Für die Studierenden war es eine besondere Motivation, dass ihre Arbeiten eine realistische Chance haben, in der Praxis umgesetzt zu werden." Johanna Thiele und Florian Ridder gewannen den ersten Preis für ihr modellhaftes Baukastensystem der Innenhöfe. Kleinteiliger Einzelhandel, Kunsthandwerk und Möglichkeiten zum Verweilen sollen den Bereich beleben. Julia Dächert und Maria Magdalena Winkler erhielten den zweiten Platz. Sie beschäftigten sich vor allem mit der Situation von Fußgängern und Radfahrern am Rand des Pferdemarkt-Quartiers.

Ein Preis für soziales Bauen

Schon seit 1988 schreibt die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte I Wohnstadt den Ernst-May-Preis aus. Der mit 5.000 Euro ausgestattete Wettbewerb soll – wie auch bereits sein Namensgeber – den "sozial orientierten Wohnungs-, Siedlungs- und Städtebau" fördern und "das Gespräch zwischen Praxis und Wissenschaft beleben". Die zahlreichen kreativen Arbeiten der letzten Jahrzehnte beschäftigten sich unter anderem mit der Überarbeitung eines Frankfurter Baugebietes, der Entwicklung eines Hafengeländes sowie der Konversion einer Militärfläche.

Bei der letzten Vergabe im Jahr 2018 befassten sich die Mitwirkenden mit dem Thema "Das vernetzte Haus". Sie sollten ausloten, wie sich das öffentliche und gemeinschaftliche Leben verändert, wenn sich soziale Kontakte in den digitalen Raum verlagern und wie die mediale Vernetzung das Wohnen beeinflusst. Den ersten Preis der hochkarätig besetzten Fachjury erhielten Oliver Steinebach und Jörg Hartmann – ihre Idee eines 150-Personen-Gebäudes ist für diese neue Art der Kommunikation ausgerichtet. Lukas Feile und Francisco Enriquez Falconi belegten Platz zwei. Bjoern Schmidt, Lehrbeauftragter Fachgebiet Wohnungsbau der TU Darmstadt, zieht Bilanz: "Die Studierenden setzten sich mit viel Motivation mit den Problemen des Wohnungsbaus auseinander und eröffneten den Praktikern den Blick für unkonventionelle Ideen."

Biennale-Beitrag gewürdigt

Der mit 3.000 Euro dotierte Günter-Bock-Preis wurde bereits 2007 zum ersten Mal vergeben, seit 2018 fungiert die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte | Wohnstadt als Stifter. Der Preis wird jeweils den besten Studierenden des Postgraduiertenstudiums der Städelschule Architecture Class (SAC) überreicht – ausdrücklich gedacht als Unterstützung für die weiteren Studien. Prof. Dr. Johan Bettum, Leiter der SAC, nannte es "eine große Ehre, den Günter-Bock-Preis jetzt in Zusammenarbeit mit der NHW ausloben zu dürfen".

Das Gewinner-Projekt 2018 von Soonam Lee und André Zakhia ist in dem von ihm geleiteten Master-Studio "Architecture and Aesthetic Practice" entstanden. Es ist eng mit der diesjährigen Teilnahme der SAC an dem Programm "Performing Architecture" verbunden, dem Beitrag des Goethe-Instituts zur Architektur Biennale in Venedig. Das Projekt befasst sich mit der wechselnden Art und Weise, in der Venedig im Laufe der Geschichte in Karten vertreten war. Die Arbeit nutzt Google Earth als Quelle und Werkzeug, um eine zeitgenössische Kartographie der Stadt zu erstellen.

1886 bis 1970

Ernst May

Der Architekt, Stadtplaner und Ehrendoktor der Technischen Universität Darmstadt prägte von 1925 bis 1930 als Planungsdezernent und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der NHW die heute vielfach unter Denkmalschutz stehenden Siedlungen des "Neuen Frankfurt".

1903 bis 1978

Paul Bode

Mit markanten Arbeiten wie etwa dem Staatstheater am Friedrichsplatz oder dem „Grand City Hotel“ gilt Bode als Wegbereiter der Kasseler Nachkriegsarchitektur.

1918 bis 2002

Günter Bock

Mit Bauten wie die Friedhofshalle in Frankfurt-Westhausen oder das Gesundheitsamt in Offenbach vereinte Bock früh Kunst und Architektur. 1970 wurde er Leiter der Architekturklasse an der Städelschule und schuf dort den Postgraduiertenstudiengang "Konzeptionelles Entwerfen".